Die Corona-Pandemie hat den Alltag von Millionen Menschen bedeutend verändert. Die Beschlüsse zur Eindämmung des Virus gehen mit starken Einschränkungen des alltäglichen Lebens einher, was enorme Konsequenzen für Kinder und Jugendliche mit sich bringt. Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ hat mit der bundesweiten Studie JuCo (Jugend und Corona) junge Menschen nach ihren Erfahrungen und Perspektiven während der Corona-Maßnahmen befragt sowie mit der bundesweiten Studie KiCo (Kinder und Corona) Erfahrungen und Perspektiven von Eltern und ihren Kindern untersucht.
In den letzten Monaten wurde mit verschiedenen Maßnahmen, wie Kontaktbeschränkungen oder Ausgangssperren versucht das Corona-Virus einzudämmen. Bei den Entscheidungen über Maßnahmen und Strategien wurde die Perspektive von Kindern und Jugendlichen nicht eingenommen und es gab keinen Raum für junge Menschen die Regelungen aktiv mitzugestalten. Deswegen hat sich das Forscherteam dieser Thematik angenommen und Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene sowie die Eltern nach ihrer Situation, Wahrnehmung und Meinung gefragt.
Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Stiftung Universität Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Universität Frankfurt in Kooperation mit der Universität Bielefeld.
Bundesweit haben bereits über 13.000 Jugendliche und junge Erwachsene an der Onlinebefragung teilgenommen. Erste Ergebnisse der JuCo sind erschreckend, aber auch ernüchternd. Fast die Hälfte der befragten jungen Menschen gibt an, Angst vor der Zukunft zu haben. Junge Menschen beklagen bereits jetzt verstärkt psychische Probleme, Vereinsamung, Zukunftsängste und finanzielle Sorgen. Dabei lassen sich die Auswirkungen der Langzeitfolgen nur schwer vorstellen. Die getroffenen Regelungen der Politik sind für bestimmte Zielgruppen (wie beispielsweise junge Wohnungslose oder junge Menschen mit Fluchterfahrung) kaum umzusetzen. Ein zentrales Ergebnis: junge Menschen wollen gehört werden. Weitere Ergebnisse können hier nachgelesen werden.
Die Rolle der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird aktuell sehr stark medial über die Auswirkungen von Corona im Bildungssystem definiert. Dennoch hat Corona viele weitere, nicht zu vernachlässigende, Effekte wie die vermehrten psychosozialen Probleme der jungen Menschen. Neben der Schule fallen auch andere Orte des sozialen Kontaktes – wie Sportvereine, Jugendverbände oder Jugendzentren, weg. Der Ausgleich zum stressigen Alltag ist ohne Hobbys, Freunde und Abwechslung für junge Menschen nicht möglich. Eine Umorganisation in digitale Formate kann meistens nicht zur vollen Zufriedenheit stattfinden. Die Untersuchung hat gezeigt, dass sich die bereits vor der Pandemie bestehenden Stärken und Schwächen der Infrastruktur für junge Menschen in ihrer Wirkung potenziert haben – bestens zuerkennen an dem Digitalisierungsdefizit.
Als größte Jugendorganisation in Rheinland-Pfalz sind diese Ergebnisse für uns erschreckend und erfordern dringende Perspektiven. Die Sportvereine sind Anbieter Nummer eins für Bewegungsangebote für Kinder und Jugendliche. Diese Bewegungsangebote müssen wieder möglich sein, um eine bewegungskranke Generation zu verhindern.
Mehr Informationen zu der Studie und den Ergebnissen gibt es unter https://www.uni-hildesheim.de/fb1/institute/institut-fuer-sozial-und-organisationspaedagogik/forschung/laufende-projekte/juco-und-kico/