Onsen beschreibt das traditionelle japanische Baden in einer heißen Quelle. Für viele von uns war es auf der To-Do-Liste für Japan deshalb ganz weit oben und direkt in unserer ersten Präfektur wurde uns dieser heiß ersehnte Wunsch erfüllt. Unser erstes Bad fand im Dogo Onsen in Ehime statt, welcher zugleich auch zu den ältesten und berühmtesten in Japan zählt.

Ein Besuch einer heißen Quelle läuft wie folgt ab:

Als erstes werden, wie auch in vielen anderen Bädern und Restaurants Japans, die Schuhe ausgezogen und in einem Regal untergebracht. Barfuß geht es dann auch schon in die Umkleiden, welche meistens mit einem roten Vorhang bei den Frauen und einem blauen bei den Männern gekennzeichnet ist. Anders als in der deutschen Sauna werden die Geschlechter nämlich strikt getrennt, weshalb ich auch nur von der weiblichen Seite berichten kann.

In der Umkleide angekommen, sieht man sich auch schon mit den ersten nackten Körpern konfrontiert, denn im Onsen wird für gewöhnlich nackt gebadet. Im unserer Gruppe standen wir zunächst etwas länger vor den Spinden, bis schließlich jeder seine Hüllen komplett fallen gelassen hat. Doch für Schamgefühl blieb keine Zeit, denn wir versuchten alle uns die vorher durchgesprochenen Verhaltensregeln im Onsen wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Auf jeden Fall muss man sich vorher abduschen, das Handtuch darf auf keinen Fall ins Wasser kommen und eine Karikatur an der Wand führt uns überflüssigerweise vor Augen, dass wir uns nicht rasieren sollen.

Doch Fragen wie „Wo bewahren wir unser Duschzeug auf? “ oder ganz vorne dabei „Was machen wir mit dem Handtuch?“ ließen uns nicht die völlige Entspannung finden. Ganz zu schweigen natürlich von der Tatsache, nicht nur von nackten Kameradinnen, sondern auch wildfremden Frauen umgeben zu sein. Noch dazu kamen das knappe Zeitlimit und das hohe Besuchsaufkommen an diesem Tag.

Doch mit dem Betreten des heißen Wassers waren unsere Sorgen als Onsen-Anfänger fürs erste vergessen. Das Wasser ist so heiß, dass man oft nicht länger als fünf Minuten drinbleiben kann und eine Pause in Form einer kalten Dusche einlegen muss.

(Quelle: https://matcha-jp.com/en/4161)

Der Besuch eines Onsen wird nämlich nicht nur der Entspannung wegen getan, sondern ist auch ein Ritual der körperlichen Reinigung. Denn viele Japanerinnen haben mehr Zeit an den Waschplätzen als in der heißen Quelle verbracht. Viele Mütter bringen auch ihre Kinder mit und so waren nahezu alle Altersgruppen vertreten.

Frisch und erholt wieder in der Umkleide angekommen, hatten wir unsere Scham komplett abgelegt und taten uns schwer damit, wieder in unsere zum Teil verschwitzten Klamotten zu steigen.

Trotz anfänglicher Schwierigkeiten konnten wir mal kurz entspannen und wieder aus dem Onsen gaben auch unsere Jungs nur positives Feedback.

Für viele von uns war es nicht das letzte Mal, dass wir in einen Onsen gegangen sind. So hatte ich z.B. das Glück mit meiner ersten Gastfamilie einen Outdoor-Onsen mitten in einem Bambuswald zu besuchen. Im Dunkeln umgeben von nichts als Bambus und einem kleinen, plätschernden Bach hatten meine Gastschwester und ich das Außenbecken ganz für uns alleine. Da ich nun wusste, was ungefähr auf mich zukommt und obendrein noch japanische Unterstützung an meiner Seite hatte, konnte ich mich einfach nur Entspannen und genoss die Wirkung dies sehr traditionell japanischen Badens. Auch war der Onsen mit einer Sauna ausgestattet, welche natürlich direkt ausprobiert wurde. Das Nacktsein ist mittlerweile gar kein Problem mehr, was sich auch im nächsten gemeinsamen Onsenbesuch mit der Gruppe zeigte.

Die Kleidung war doppelt so schnell verstaut und als angehende Onsenprofies wussten wir natürlich, dass Duschzeug wie auch Handtuch in einer Schale am Rand des Beckens verstaut werden. Dieser dritte Onsenbesuch meines Lebens zeichnet sich vor allem durch das zusätzliche Kaltwasserbecken und ebenfalls eine Sauna aus. So konnte man im ständigen Wechsel die Körpertemperatur hoch und runterfahren und war am Ende die Ausgeglichenheit in Person.

Für mich ist mit dem Besuchen der heißen Quellen ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen und zu meinen Highlights zählt auf jeden Fall der Outdoor-Onsen. Im Einklang mit der Natur in einer heißen Quelle zu Baden war eins meiner schönsten Erlebnisse in Japan und ich kann es jedem nur weiterempfehlen.

Auch wenn der dadurch erlebte Kulturschock einem am Anfang etwas zögern lässt ist Entspannung garantiert, denn nichts lässt einen die Sorgen des Alltags so gut vergessen wie das Bad in einer heißen Quelle und der anschließenden kalten Dusche.

(Geschrieben von Victoria)