Die Freiwilligendienste im Sport haben sich zu einer Institution entwickelt. Sportvereine greifen gerne auf die Möglichkeit zurück, junge Menschen zur Verstärkung und Unterstützung im Verein im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder im Bundesfreiwilligendienst (BFD) einzustellen. Was die Freiwilligendienste besonders macht, zeigt das folgende Interview. Die Sicht der FSJler wird von Leon und Felix beschrieben. Die Vereinssicht zeigt Rainer Bieling vom SSC Landau auf.
Hallo Leon, du bist jetzt seit über einem halben Jahr Freiwilliger beim SSC Landau im ASV e.V. Erzähl uns von einem normalen Tag im Freiwilligendienst (FD) bei dir.
Zwischen 10:00 und 11:30 Uhr ist Dienstbeginn im Clubhaus, das in direkter Nachbarschaft zum Freizeitbad La Ola liegt. Dort treffe ich auf Felix, meinen FSJ-Kollegen im SSC, mit dem ich zusammen die Arbeiten erledige. Zunächst werden E-Mails beantwortet, Briefe zugeordnet und Telefonate geführt. Die meisten Nachrichten drehen sich um die Anliegen der Mitglieder und der Menschen, die an den Angeboten des SSC interessiert sind. Wir FSJ-Kräfte sind also die Hauptkontaktpersonen und die Tür zum SSC. Mit unseren Antworten versuchen wir das Ziel zu verfolgen, dass bei den Interessenten keine Fragen mehr offen sind und die Mitglieder immer auf dem neuesten Stand sind. Für diese Verwaltungsaufgaben nutzen wir das Büro des Vereins, welches sehr gut ausgestattet ist. Je nach Arbeitsbeginn machen wir zwischen 13:00 und 15:00 Uhr eine Stunde Mittagspause.
Danach werden die Anwesenheitslisten und Trainingspläne für den Schwimmbetrieb gerichtet und wir machen uns einen kleinen Überblick mit wie vielen Mitarbeitenden wir rechnen können. Über eine vereinsinterne Chat-Gruppe tauschen wir Informationen aus, damit alle in Kenntnis gesetzt werden, falls eine Person ausfallen sollte. Um 15:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum LaOla, denn um 16:00 Uhr ist Trainingsbeginn. Die Arbeit am Beckenrand mit Kindern und Jugendlichen bereitet uns viel Spaß, das Team vom SSC Landau bringt immer gute Laune mit, auch wenn es in den fast fünf Stunden am Beckenrand auch stressige Momente gibt und wir sehr gefordert sind.
Um 20:30 Uhr ist Feierabend, wir besprechen kurz mit Rainer (unserem Anleiter), welche Dinge gut funktioniert haben und wie es am kommenden Tag weitergeht. Es herrscht immer eine lockere Atmosphäre bei diesem Gespräch. Es gibt ein paar kleine, aber entscheidende Tipps und natürlich zwei, drei aufmunternde Sprüche. Für uns ein optimaler Übergang in den Feierabend.
Was sind die drei Hauptaufgaben in deinem FD?
- Mitverwaltung des Vereins (Schwimmkurse, Emails, Telefonate, Briefe, Anmeldungen)
- Tätigkeit als Schwimmtrainer und Trainerassistent
- Anleiter und Assistent bei Kooperationen (Bewegungsangebot für das Mehrgenerationenhaus und den Jugendtreff, Nichtschwimmer-AG)
Warum hast du dich dafür entschieden, einen FD zu machen?
Wir haben uns für einen Freiwilligendienst entschieden, um unsere sozialen Kompetenzen auszubauen und die Zeit zur Berufsorientierung zu nutzen.
Mit welchen Menschen hast du zu tun?
Zum einen sind wir viel in Kontakt mit Kindern und Jugendlichen von 7-18 Jahren, jedoch auch vereinzelt mit kleineren Kindern bei den Anfängerschwimmkursen (4-7 Jahre). Zum anderen arbeiten wir eng mit dem Trainer-Team des SSC zusammen. Zusammengefasst kann man sagen, dass wir schon mit den verschiedensten Menschen zu tun hatten, egal ob Kinder, Jugendliche, Eltern oder Trainer.
Highlights aus deinen Bildungsseminaren?
Es gibt für uns unzählige Highlights aus den Bildungsseminaren. Wir haben unbezahlbare Freundschaften geknüpft und interessante Menschen kennengelernt. Nicht nur die FSJler, sondern auch die Anleiter von der Sportjugend trugen einen entscheidenden Teil dazu bei, dass wir unvergessliche Momente erleben durften. Es ist kein Geheimnis, dass uns die Zeit außerhalb der lehrreichen Seminareinheiten am meisten Spaß bereitet hat. Vor allem Annweiler ist mir sehr gut in Erinnerung geblieben, das Lagerfeuer, die gemeinsamen Abende mit einer brillanten Truppe aus den verschiedensten Orten in der Umgebung. Die Geschichten, die Menschen und deren Offenheit hat uns schlicht weg begeistert.
Was ist dein bisher besonderes Erlebnis aus dem Freiwilligendienst?
Es gibt für uns nicht dieses eine besondere Erlebnis. Es ist die Vielzahl an schönen Ereignissen, die den gesamten Freiwilligendienst besonders machen. Ob es das Überreichen von Abzeichen und Urkunden ist und den Kindern ein Lächeln ist Gesicht zaubert oder ein gemeinsamer Arbeitseinsatz des Vereins am Wochenende, an dem alle an einem Strang ziehen, um Gutes zu tun. Es sind die kleinen Momente, wie ein Lob der Eltern oder das stolze Gesicht eines Kindes, welches den Aufstieg auf die nächste Bahn geschafft hat, oder ein Wettkampf, an dem die Athleten neue Bestzeiten erreichen und sich das harte Training auf der Wettkampfbahn ausgezahlt hat. Für Felix und mich sind das die besonderen Momente.
Was sagen deine Eltern oder deine Freunde dazu, dass du ein FD machst?
Sowohl meine als auch Felix‘ Eltern hatten keine Einwände. Sie fanden es gut, dass wir uns erstmal Gedanken machen wollten, bevor wir einen Studiengang oder Ausbildung auswählen, der/die überhaupt nicht zu uns passt. Meine Freunde machen teilweise selbst ein FSJ, da gab es keinen Diskussionsbedarf. Felix gehört schließlich zu meinem engen Freundeskreis.
Warum würdest du ein FD weiterempfehlen?
Wir denken ein FD ist empfehlenswert, wenn man noch keine genaue Vorstellung davon hat, welchen Beruf man später ausüben will. Im FD lernt man Verantwortung zu übernehmen und diszipliniert zu arbeiten. Außerdem hat man die Möglichkeit seine sozialen Fähigkeiten auszubauen, welches einem im Berufsleben einen entscheidenden Vorteil bietet.
Welche 3 Begriffe stehen für dich für den Freiwilligendienst?
Meiner Meinung nach sind das ganz klar: Verantwortung, Zuverlässigkeit und Kommunikation.
Sicht Einsatzstelle:
Hallo Herr Bieling, warum haben Sie sich dafür entschieden, mit Freiwilligen zu arbeiten?
Der SSC arbeitet schon seit vielen Jahren mit FSJlern zusammen, weil sie dem Verein einen bemerkenswerten Mehrwert bieten. Wir sind überzeugt davon, dass sowohl der Verein als auch die Freiwilligen von der Zusammenarbeit profitieren. Durch die FSJler können wir ehrenamtliche Trainer und Helfer entlasten, damit sie neben dem Beruf und dem Privatleben auch ihrem Ehrenamt mit Freude nachgehen können. Mit ihren 39 Stunden in der Woche helfen die FSJ-Kräfte einem Verein unserer Größe sehr alle Aufgabenbereiche abzudecken.
Was machen die Freiwilligen bei Ihnen in der Einrichtung/ Einsatzstelle? Welche Aufgaben übernehmen die Freiwilligen?
Unsere beiden FSJ-Kräfte kümmern sich um die Verwaltung des Vereins (Schwimmkursverwaltung, Telefonate, E-Mails, Briefzuordnung, Informationsweitergabe) und sie sind als Schwimmtrainer eingesetzt, sowohl im Freizeit- als auch im Wettkampfsport. Sie übernehmen die Nichtschwimmer-AG an der Pestalozzi-Grundschule und ein Bewegungsangebot für den Jugendtreff im Horst.
Welche 3 Begriffe stehen für den Freiwilligendienst?
Für mich sind das Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und Verantwortungsübernahme.
Bleiben Sie in Kontakt mit den Freiwilligen? Wenn ja, wie?
Es variiert immer, vereinzelt sind ich und Teile des Trainerteams bis heute in Kontakt mit den Freiwilligen. Gleichzeitig steht bei den FSJlern nach dem Jahr der Einstieg in Studium, Ausbildung und Beruf an, was oft mit einem Wohnortwechsel verbunden ist. So trennen sich an diesem Punkt die Wege. Zum Glück gibt es Möglichkeiten, diese Wege weiterzuverfolgen. Falls die FSJler weiterhin in Kontakt mit dem Verein bleiben wollen, ist das eine gute Sache und sie sind immer herzlich eingeladen uns zu besuchen. Ich sage da gerne: „Die Tür zum SSC steht immer offen.“
Wie begleiten Sie Ihre Freiwilligen unterstützend in ihrem Dienst?
Ich gebe den FSJlern grundsätzlich viel Freiraum, aber wichtige Angelegenheiten und Fragen werden persönlich besprochen. Ich versuche immer erreichbar zu sein, zumindest telefonisch oder per Chat. Mir ist es wichtig, dass die FSJler lernen, selbstständig zu arbeiten und ein persönliches Interesse am Bewältigen der Aufgaben entwickeln. Nach meiner Erfahrung liegt das im beidseitigen Interesse.