Die Bundesregierung plant, die Mittel für Freiwilligendienst – auch im Sport – drastisch zu kürzen. Ab 2024 würde jeder vierte Platz wegfallen. Wir haben mit Hartmut Schäfer, Präsident des Base- und Softballclubs Mainz Athletics, und dem Freiwilligendienstleistenden im Verein, Reilly Sullivan, zu den geplanten Kürzungen gesprochen.

Die geplanten Kürzungen bedeuten nicht nur eine deutliche Verschlechterung der Rahmenbedingungen für Freiwillige, sondern auch die Gefährdung der pädagogischen Qualität, Struktur und Existenz von Freiwilligendiensten.

Die finale Entscheidung über den Bundeshaushalt 2024 fällt mit der Bereinigungssitzung am 16. November. Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages #KuerztUnsNichtWeg am 6. November machten Verbände und Organisationen aus ganz verschiedenen Bereichen auf die dramatischen Konsequenzen der Kürzungen bei den Freiwilligendiensten aufmerksam.

In Rheinland-Pfalz leisten jährlich rund 275 junge Menschen ihren Freiwilligendienst im Sport – organisiert und koordiniert von der Sportjugend des Landessportbundes Rheinland-Pfalz.

Wir haben mit Hartmut Schäfer, Präsident des Base- und Softballclubs Mainz Athletics, sowie dem Freiwilligendienstleistenden im Verein, Reilly Sullivan, zu den geplanten Kürzungen gesprochen.

Reilly Sullivan

Was hast du bisher durch deinen Freiwilligendienst gelernt?

Im FSJ habe ich viele selbstständige Arbeitspakete, die ich abdecken und verantworten muss. Es ist was ganz anderes als in einer Schule. Ich lerne dabei selbstständiges Arbeiten, kann eigene Ideen einbringen und umsetzen, was eine gute Grundlage für später ist.

Welchen Mehrwert bietet der Freiwilligendienst jungen Engagierten allgemein?

Neben den oben genannten positiven Punkten gewinnt man mehr Zeit, um über sich selbst klar zu werden: Welche Arbeit macht mir Spaß, in welche Richtung will ich gehen usw. Letztlich wird durch die Arbeit im FSJ das eigene Interesse und Wollen gestärkt, sodass man zielgenauere Bewerbungen schreibt und auch die Zeit dazu hat.

Warum dürfen die Mittel für den Freiwilligendienst nicht gekürzt werden?

Beim Wegfall dieser Mittel fehlt ein wichtiger Baustein für junge Menschen, in denen sie Zeit haben, sich über sich und die Welt klar zu werden und zielgerichteter ihre Zukunft anzugehen.

 

Hartmut Schäfer

Was würde die aktuell geplante Kürzung im Freiwilligendienst für euch als Einsatzstelle konkret bedeuten?

Für uns wäre es eine Katastrophe und würde unsere Jugendarbeit stark beeinträchtigen. Der FSJler ist bei uns ein wichtiges Bindeglied in unserem Nachwuchsbereich. Alle unsere Nachwuchsmannschaften wollen trainieren und spielen. Dazu muss vieles organisiert sein: Der Platz muss vorbereitet, die Gerätschaften und der Trainer müssen da sein und so weiter.

Der FSJler sorgt mit seiner Arbeit für einen optimalen Ablauf und ist Anlaufstelle für viele Dinge im Vereinsgeschehen.

Welche Rolle spielen die Freiwilligendienstleistenden für euch?

Vieles ist bereits bei der obigen Frage aufgeführt. Dies lässt sich aber noch weiter ausbauen, so z.B. die Mithilfe bei Baseball-AGs in den Schulen, die Übernahme von Traineraufgaben im Nachwuchsbereich, um Lücken zu schließen, und die Übernahme von organisatorischen Aufgaben im Platzbereich.

Was fordert ihr von der Politik?

Der Freiwilligendienst spielt für junge Menschen eine wichtige Funktion in ihrer Entwicklung und ist für den Verein für die Organisation von vielfältigen, pädagogischen Angeboten im Nachwuchsbereich unerlässlich. Die Politik muss deshalb diesen Bereich von Kürzungen aussparen. Eigentlich müsste noch mehr Geld in den Freiwilligendienst fließen: Jeder Euro, der in die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen fließt, ist gut angelegtes Geld und verringert spätere Zahlungen (die zur Korrektur von Fehlentwicklungen aufgewandt werden müssen).