Sport dient Jugendlichen als „Droge gegen Stress“ – Ergebnisse der SINUS-Jugendstudie 2024

Die alle vier Jahre durchgeführte Studie „Wie ticken Jugendliche?“ untersucht die Lebenswelten von 14- bis 17-Jährigen in Deutschland. Die aktuelle Erhebung aus dem Jahr 2023 zeigt, dass diese Altersgruppe, aufgrund von Kriegen, Klimawandel, Inflation und Energieknappheit, besorgter ist als je zuvor. Diese Krisen beeinflussen das allgemeine Wohlbefinden der Jugendlichen erheblich, dennoch bleibt ihr grundsätzlicher Optimismus erhalten.

Trotz der vielen Herausforderungen behalten die Jugendlichen eine zweckoptimistische Einstellung und zeigen Resilienz. Die Studie stellt fest, dass die meisten Jugendlichen mit ihrem Alltag zufrieden sind, obwohl Enthusiasmus selten ist. Ihre Lebenswelt ist stark von einem Realismus geprägt, der sich in ihren Lebensentwürfen widerspiegelt. Viele streben nach einer „bürgerlichen Normalbiografie“, die Sicherheit, Geborgenheit, Familie und stabile Lebensverhältnisse umfasst.

Ein wachsender Trend ist die Akzeptanz von Diversität. Jugendliche sind zunehmend sensibilisiert für Gender-Gerechtigkeit und zeigen Offenheit gegenüber non-binären Geschlechtsdefinitionen. Gleichzeitig ist die Sensibilität für Diskriminierung groß. Viele Jugendliche haben selbst Diskriminierung erlebt oder beobachtet, insbesondere in schulischen Kontexten, wo demokratische Bildung und Mitbestimmung oft als unzureichend wahrgenommen werden.

Das politische Interesse der Jugendlichen ist eher begrenzt. Zwar gibt es ein Bewusstsein für soziale Ungleichheit und politische Themen, doch das Engagement bleibt meist kurzfristig und oberflächlich. Hauptgründe für diese Distanz sind das Gefühl der Einflusslosigkeit und mangelnde persönliche Kompetenz.

Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle im Leben der Jugendlichen und sind die wichtigste Informationsquelle, auch für politische Nachrichten. Gleichzeitig sind sich die Jugendlichen der Gefahr von Fake News bewusst und versuchen, diese mit gesundem Menschenverstand zu erkennen. Viele Jugendliche sehen jedoch die negativen Auswirkungen des Social Media-Konsums auf ihre psychische Gesundheit kritisch und versuchen, ihre Nutzung zu begrenzen.

Sport und Bewegung sind essenziell für Jugendliche, um Alltagsstress zu bewältigen und Probleme zu vergessen. Sie berichten von einem positiven Gefühl während und nach dem Sport, unabhängig von Geschlecht und Bildung. Sportstätten dienen als wichtige soziale Treffpunkte. Ein Mangel an öffentlichen Bewegungsorten wird jedoch beklagt, was die regelmäßige sportliche Betätigung erschwert. Die Bedeutung von Sport für das Wohlbefinden und den sozialen Zusammenhalt wird betont.

Die Studie basiert auf 72 qualitativen Fallstudien und wurde deutschlandweit von Juni bis September 2023 durchgeführt. Neben Interviews enthält der Forschungsbericht zahlreiche persönliche Zeugnisse und Bilddokumente, die authentische Einblicke in die Lebenswelten der Jugendlichen bieten.